Andacht mobil
An dieser Stelle gibt es für die Zeit, in der wir keinen Gottesdienst zusammen feiern können, jede Woche eine neue Andacht. Gleich hier auf dieser Seite, oder beim Spaziergang auf Papier in unseren beiden Kirchen bzw. in Mittelbuchen auch in unserer Sakristei.
Ein Wort zum Sonntag für die Woche zum Mitnehmen oder auf Ihrem Handy.
Ob unsere Bonifatiuskirche in Mittelbuchen oder unsere Kirche in Wachenbuchen so etwas schon einmal erlebt haben?
Votum
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes, Amen.
Entzünden der Kerze
Schriftlesung Joh 3,1-8 Jesus und Nikodemus
Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden.
2 Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.
3Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
4Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?
5Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
6Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.
7Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden.
8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Wort der Hl. Schrift, Amen.
An(ge-)dacht
Nachts kann man einfach besser reden. Wenn es dunkel ist zwischen uns. Wenn ich meine äußeren Sicherheiten verlassen kann. Was die Leute von mir denken oder erwarten.
Erwachsene erleben das allerdings nicht mehr so oft. Jugendliche dagegen schon. Etwas, dass schon so manchen Pfarrer und so manche Pfarrerin auf Konfirmandenfreizeit zur Verzweiflung getrieben hat… „Ihr sollt jetzt endlich schlafen!“, heißt es da manchmal. Vielleicht kennen Sie, liebe Gemeinde, diesen Satz auch entweder von ihrem Pfarrer oder ihrer Pfarrerin oder aus einem anderen Zusammenhang. Jugendliche kennen diese vertrauten Gespräche bei Nacht: unter dem Sternenhimmel, auf dem Spiel- oder Abenteuerspielplatz in Mittel- oder Wachenbuchen, auf dem Robert-Lutze Platz, von einer Freizeit zwischen Doppelstockbetten. Ihre Erfahrung ist: Im Dunkeln lässt sich viel besser sagen, was bei Tag nicht auf den Tisch kommt. Und – dass wissen Erwachsene auch – nachts kommen ja in der Regel die quälenden Fragen: Habe ich alles richtig gemacht? Was soll nur werden? Wie soll es nach all dem noch weitergehen? Der Nacht gehört die Seele. Pfarrerin Christine Kleppe, Leiterin der Telefonseelsorge MKK spricht oft vom „Nachtgesicht der Kirche“, wenn sie die Telefonseelsorge und ihre Aufgabe beschreibt. Hier kommt zu Gehör, was auf der Seele lastet. Auch Nikodemus fragt bei Nacht. Und er fragt, was ihn nicht schlafen lässt. Nach dem, was die Nacht unruhig und schlaflos werden lässt: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“ Was Jesus unter Taufe versteht, ist für ihn offenbar nur schwer vor- bzw. nachvollziehbar.
Jesu Antwort ist kurz, aber konkret: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. 8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Aber was bedeutet das?
Es ist offenbar nicht die leibliche Geburt, die er meint, wenn er von Wiedergeboren spricht. Er spricht von einem Wiedergeboren aus Wasser und Geist.
Kann ich noch einmal von vorne beginnen? Nach all dem, was war? Nach all dem, was ist? Manchmal stellen sich Menschen diese Frage – in der Nacht, wenn man in die Jahre gekommen ist, wenn man zurückblickt.
Aus der Distanz blickt man zurück, Spekulationen setzen ein. Das Leben hätte eine andere Richtung nehmen können, wäre dieses nicht so und jenes vielleicht anders gewesen. Sich auszusöhnen mit dem, wie es gekommen, wer man geworden ist, fällt nicht immer leicht. Man müsste noch einmal Kind sein mit dem Wissen des Erwachsenen. Dann könnte man Klippen meiden, Entscheidungen mit mehr Verstand und Mut fällen, sich entschiedener abgrenzen oder hier und da einfühlsamer sein…
Der Wunsch ist in diesem Fall der Vater des Gedankens. Das Leben hält einem diese Option aber nicht offen.
Umso erstaunlicher also, dass man im Evangelium hört, wie Jesus von Wiedergeboren und einem Neufanfang spricht. Nikodemus fragt: Wie kann das sein? Jesu Antwort ist schlicht: Aus einem Akt des Glaubens heraus. Dann werdet ihr wiedergeboren aus Wasser und Geist. Ein Neuanfang aus Wasser und Geist in einer Gemeinschaft, die sich auf Gnade gegründet weiß und herausgerufen aus ihrem alten Leben.
Aber ist das auch etwas für mich, könnte man dagegen einwenden? Vielleicht mag ich ja des nachts auf meine alten Tage nicht fromm werden? Nun, Nikodemus jedenfalls haben Jesu Worte beeindruckt. Er steht für Jesus ein und verweilt an seinem Grab. Und ich möchte fragen: Was gibt es Schöneres, als wenn ein Mensch, dem das Leben in seinen Widersprüchen und auch mit seinen leidvollen Seiten vertraut ist -, wenn solch ein Mensch bereit ist, Gott zu vertrauen und der in seiner Verheißung liegenden Zukunft? Solches Vertrauen macht aus Erwachsenen Kinder und verscheucht die Sorgen in der Nacht. Bis man wieder aufsteht, in einen neuen Morgen. Amen.
Fürbittengebet
Gott,
als deine Kinder kommen wir zu dir und bitten:
Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.
Gott Vater, die Vielfalt und Größe der Schöpfung preist die Größe ihres Schöpfers: Dank sei dir für alles, womit du uns in unserem Leben beschenkt hast. Wir möchten aus der Dankbarkeit leben und achtsam sein füreinander. Hilf uns, wir bitten dich.
Gott Sohn, unser Leben ist geprägt vom Gelingen und vom Scheitern. Dein Kreuz vor Augen, deine Auferstehung glaubend und um deine Menschwerdung wissend schenkst du uns Hoffnung, in Freude und Leid deinem Vater begegnen zu dürfen. Wir bitten dich: bewahre uns vor Unheil, erlöse uns von unseren Kreuzen, hilf uns tragen, was wir allein nicht stemmen können.
Gott Heiliger Geist, die Wunder von damals wirkst du auch heute durch Menschen, die sich deinem Wirken öffnen und sich von dir bewegen lassen. Wir bitten dich: Rüttle uns auf, wo wir allzu angepasst sind, ermutige uns, wo wir zaghaft werden, lass uns Kind werden, wo das Erwachsensein uns ausgelaugt hat.
Dir, Vater, Sohn und Hl. Geist sei Ehre und Lob in Ewigkeit, Amen.
Liedtext Amazing Grace
Amazing grace, how sweet the sound.
That saved a wretch like me.
I once was lost, but now I'm found.
Was blind but now I see
Was grace that brought me safe thus far.
And grace my fears relieved.
How precious did that grave appear.
The hour I first believed.
Amazing grace, how sweet the sound.
That saved a wretch like me.
I once was lost, but now I'm found.
Was blind but now I see.
Amen.
Übertragung
Was für eine Gnade! - Wie gut hört sich das an.
Einer wie ich, der ganz unten war, ist gerettet.
Ich war jenseits von allem, und bin wieder da.
Ich war blind, aber jetzt kann ich sehen.
Gnade hat mich gelehrt, Ehrfurcht zu haben.
Gnade hat alle meine Ängste aufgelöst.
Was für ein kostbarer Moment,
als ich das zum ersten Mal fassen konnte.
Schon bei vielen Gefahren, Anstrengungen und
Versuchungen bin ich gut durchgekommen.
Es ist Gnade, die mich so weit gebracht hat,
uns sie wird mich auch nach Hause bringen.
Gott hat mir versprochen: Es wird gut.
Sein Versprechen gibt mir Hoffnung.
Er ist mein Schutz. Er gibt mir Anteil am Leben,
so lange ich auf der Welt bin.
Und wenn wir einmal zehntausend Jahre im ewigen Licht
verbracht haben, strahlend hell wie die Sonne,
wird es doch keinen Tag gegeben haben,
an dem wir weniger Grund hatten, Gott zu loben,
als ganz am Anfang, in diesem ersten kostbaren
Augenblick.
Sie möchten sich frühere Andachten (nochmal) ansehen?
Videoandacht
Hier gibt es jeden Sonntag um 9 Uhr einen neuen Gottesdienst aus der Kapelle im Haus der Kirche in Kassel
https://www.youtube.com/channel/UChr8o9D8n3uMrHfZphl_qMQ
LICHT DER HOFFNUNG
12 Uhr Gebet
Glocken ertönen von vielen Kirchen an jedem Tag, bei uns nun auch am Mittag. Zusammen mit vielen Kirchengemeinden laden wir ein:
An unseren jeweiligen Aufenthaltsorten können wir ein Licht der Hoffnung entzünden und sind während des 12 Uhr–Glockengeläuts gemeinsam im Gebet verbunden, z.B. mit folgenden Worten:
Gott,
wir beten für unsere Mitmenschen, mit denen wir auf welche Art auch immer verbunden sind,
für die, die unserer Sorge anvertraut sind
und für uns selbst, die wir uns Sorgen machen.
Mit unserem Gebet versetzen wir sie und uns in Deine Gegenwart.
Stärke uns in diesen Tagen des Abstands und der Distanz zueinander.
Beflügle unsere Fantasie, damit wir entdecken, wie und wo wir teilen und die unterstützen können, die uns brauchen.
Stehe denen bei, die krank werden und nicht wissen, wie es ihnen morgen geht und ob sie die Hilfe bekommen, die sie benötigen.
Gott, du leidest mit uns an dieser Welt.
Lass aus unserer Angst ein Loblied werden.
Amen.
Wenn Sie mögen, stellen Sie Ihr LICHT DER HOFFNUNG abends in ein Fenster zur Ermutigung aller, die zu Hause bleiben müssen und sich einsam fühlen.
Ihre Pfarrerin Stefanie Bohn